Lebensbezug und offene Aufgaben
Wird Mathematik in relevanten Kontexten unterrichtet, öffnen sich notwendigerweise die Aufgaben im Unterricht und damit auch der Unterricht selbst. Damit kommt der Mathematikunterricht dem Anspruch der Allgemeinbildung nach, wenn er auf Lebensbezug und Eigeninitiative zielt. Er stellt den Bezug zu Lebenssituationen für jede und jeden her. Er lehrt, sich solchen Problemstellungen selbst zu nähern. Er vermittelt in einem tiefer liegenden Sinne viel mehr Mathematik als ein rein formal und innermathematisch ausgerichteter "offener" Unterricht - selbst bei je fünf möglichen Lösungswegen.
Er lehrt nicht die Benutzung der fertigen Mathematikkalküle auf dafür gezielt angepasste (innermathematische und also meist sinnleere) Fragestellungen, sondern er lehrt zuallererst die Modellbildung, d.h. die Entwicklung von einer Alltagsproblematik hin zu einem mathematischen Modell und die Bearbeitung in dem Modell mit Rückbezug zur Ausgangsproblematik und evtl. Verbesserungen. Er ist notwendig so offen wie die ernstzunehmenden Ausgangsprobleme.
Das ist dann auch zugleich geeignete berufliche Qualifizierung: Auch dort stellen sich Probleme nicht als mathematische, sondern als situationsgegebene. Auch dort kommt es auf die Eigeninitiative zur Lösung des Problems an.
Umgang mit offenen Aufgaben im Unterricht
Wer bislang im Unterricht nur mit geschlossenen Aufgabenstellungen gearbeitet hat und seinen Schülern unvorbereitet weit geöffnete Aufgaben zumutet, wird eher frustriert über die Ergebnisse sein, denn auch der Umgang mit offenen Aufgaben will gelernt sein. Daher ist es empfehlenswert, Aufgaben zunächst vorsichtig zu öffnen und die SchülerInnen schrittweise daran zu gewöhnen » Aufgaben öffnen
Offene Aufgaben gehen mit eine Unterrichtsgestaltung einher, die die aktive Auseinandersetzung der SuS befördert (» Selbstreguliertes Lernen in Eigenverantwortung).
Ein methodisches Prinzip, welches die Offenheit des Mathematiktreibens besonders betont, ist das Ich – Du – Wir – Prinzip.
Solche Prozesse erfordern Zeit, fördern aber intensiv die Selbstständigkeit der SchülerInnen - die Zeit ist gut investiert und wird "Zinsen" tragen.
Die Vielfalt der möglichen Lösungswege und Lösungen, die bei der Bearbeitung einer offenen Aufgabe in einer Lerngruppe auftreten können, erscheint zunächst vielleicht verunsichernd. Ein wenig Mut und Freude an der Vielfalt sind schon erforderlich. Um die Ergebnisse eines offenen Lernprozesses zu sichern, können aber auch handfeste Techniken helfen (siehe Methoden zum Erfassen und Strukturieren). |